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Flagberater gesucht

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Quelle: Strava

Da steht es tatsächlich. Strava sucht einen Flagberater. „Haargenau mein Fall“, denke ich. Wie oft surfe ich durch Segmente in diesen und jenen Regionen, um zu sehen, welche Wattzahlen hier regieren. Die Dolomiten sind solch ein Fall. Nur mal kurz hinschauen, wer ganz vorne am Berg mitfährt. Oh ha, hier wollen immer mehr E-Biker mit doppelten Wattleistungen mitmischen und mittels Akku eigene körperliche Schwächen nivellieren.

Ist eine KOM oder QOM errungen, freut sich das Herz, wenn sie bei der eingespielten Fahrt einem entgegen leuchtet. Die Nachricht Krone verloren ist weniger verlockend. Doch so ist der Wettkampf. Das ist wie im richtigen Rennen. Wer kennt das nicht, Krone schwer errungen, gefreut und verloren. Nur was ist das? Meister Petz ist kein Bär, sondern ein E-Biker, der sich entweder naiv oder ganz bewusst ins Renngeschehen einmischt. Nicht Powerwadl von nebenan, sondern eine E-Bikerin mit schwerem Gerät und Eigengewicht steht an der Spitze. Ein echt ärgerlicher Witz oder?

Ich selbst erlebe das immer wieder. Dabei hatte Strava in Aussicht gestellt, E-Biker aus dem Renngeschehen mechanischer Radfahrer  herauszuhalten. Aus dem vollmundigen Versprechen für zahlende Mitglieder ist nichts geworden. Stattdessen bin ich im Flagg-Dauereinsatz. D.h. E-Bike-Fahrten mit einer Flagge markieren, kurz flaggen und raus sind solche Fahrten, die das Ranking stören. Ordnung muss nun einmal sein. E-Biker haben auf Strava ihre eigene Spielwiese wie Läufer und Schwimmer auch. Männer und Frauen sind in den Wertungen ebenfalls getrennt.

Am Gardasee oder auf der Seiser Alm geht nichts mehr, ohne Segmente von E-Bikern freizuflaggen, um überhaupt in die Top 10 zu gelangen, geschweige denn eine Krone zu ergattern. Also vorm Segment-Einspielen aufs Gerät immer prüfen, was an der Spitze im Ranking los ist. Plausibilitätsprüfungen zu Geschwindigkeiten, Fotos und Strava-Gruppen. Auch E-Biker fahren gern in Gruppen.

Liegt die Geschwindigkeit auf flachen Streckenabschnitten regelmäßig unter den magischen 25 kmh der Abriegelungsgrenze, ist das ein klares Indiz für eine E-Bike-Fahrt. Segmente checken und freiflaggen ist ein Arbeitsfeld für einen Flagberater wie mich. Recherchieren gehört zu meinem Beruf.

Tatsächlich dürften Mails beim Strava-Service überlaufen oder auch nicht. Vor lauter Informationsmaterial ist es gar nicht so einfach, ein Service-Ticket bei Strava zu lösen. Die Schleifen sind google-verdächtig lang. So springe ich ein und beantworte Fragen von Radkollegen und Radkolleginnen zum Thema: Wie kann ich E-Bike-Fahrten loswerden?

Das ist ganz einfach: in die Desktop-Ansicht gehen. Die E-Bike-Fahrt auswählen. Links neben der Fahrt am unteren Ende des Menüs stehen drei Punkte. Diese klicken. Dann Melden auswählen, und schon öffnet sich die Meldeansicht. Hier falsche Aktivität auswählen und ins Dialogfenster E-Bike eintragen. Zum Schluss Melden klicken. Fertig. Die Fahrt ist nun mit einer Flagge versehen, geflaggt und somit nicht mehr Ranking. Keine Panik, wenn das nicht sofort passiert.

Tut sich nach maximal 24 Stunden nichts, Anfrage zum Fall an Strava schicken. Der Weg ist allerdings umständlich. Auch hier kann ich weiterhelfen und beraten: wie kann ich eine Anfrage schicken und sicherstellen, dass ich danach nicht automatisch herausfalle. Denn die erste Antwort auf die Anfrage ist maschinell erstellt und enthält Links mit möglichen Hilfestellungen. Wer nicht reagiert, hat seine Lösung darin gefunden. So interpretiert es jedenfalls Strava. Wenn jemand jetzt genauer wissen will, kann ich darüber gern berichten.

Entflaggt ein E-Biker seine Fahrt wieder, gilt es, erneut zu flaggen. Der Weg zu einem nochmaligen Entflaggen führt dann nur über ein Service-Ticket. Das macht deutlich, dass genaues Prüfen und umsichtiges Flaggen gefragt ist. Auch ich habe eine Fahrt von mir schon entflaggt, weil jemand mir nicht wohl gesonnen oder was anderes war. Bitte keine Flagwettkämpfe durchführen!

Der Flagberater wird zu guter Letzt zum Strava-Anwendungsberater, der auch E-Bikern gerne hilft, wie sie ihre Tour auf Strava richtig platzieren. Um das Ganze für alle zu vereinfachen, empfehle ich Strava, eine Dialogbox zu programmieren, die automatisch beim Einspielen von Radfahrten erscheint und fragt: Warst Du mit dem E-Bike oder einem mechanischen Rad unterwegs? Was meint Ihr dazu?

7 Kommentare

  1. Strava wirbt seit einigen Monaten damit, dass zahlende Premiummitglieder das Segmente_Tool vollumfänglich nutzen können. Für einige Strava-User ist es sogar der Hauptgrund zahlendes Mitglied zu werden. Ich erwarte von einem Anbieter, der mit einer Leistung wirbt, dieser auch gerecht wird. Ebiker in der Rennradwertung zu haben, ist das Geld für premium nicht wert. Strava ist in der Pflicht seine Website so zu gestalten, dass Ebiker erstens unmittelbar bei der Registrierung darauf hingewiesen werden, ihr Ebike als solches zu kennzeichnen UND gerne noch eine extra email an „Ebike“Sünder bei Verstoß verschicken.

    • Die automatisierte Abfrage nach E-Bike-Fahrt oder mechanischer Radfahrt wäre ein riesiger Schritt für die Radfahrgemeinde. Eine Reihe von E-Bikern reihen sich dann gar nicht erst in die Rennrad-Ranking eins. Das zu programmieren und zu platzieren ist ein gewisser Aufwand, der sich m.E. aber rechnet. Die Zahl derer, die vorsätzlich gegen die Regeln verstoßen, ist vermutlich überschaubar. Manche wissen es einfach nicht besser. Wie oft habe ich schon gedacht: „Strava geht den Bach runter, wenn sie das Problem nicht lösen.“ Naja, es läuft, und ich helfe mir selber, wenn es mir zu bunt wird. Dennoch hoffe ich weiter auf eine Lösung.

  2. Nun ja, denunzieren. Das Flaggen ist ein Hilfskonstrukt, um virtuelle Leistungsvergleiche durchführen zu können. Mit E-Bikern möchte ich mich nicht messen müssen. Das wäre eine Zwangsdemonstration ala DDR. Eine automatische Abfrage beim Einspielen würde vielen den Weg weisen. Ob das mal Realität wird, ist allerdings unklar.

  3. Mal ehrlich: wenn man seine eigene Leistung messen möchte, dann sollte man die auch
    mit der eigenen Vergleichen. Das ist auf den Strava Segmenten stets möglich.

    Was ist dann mit Windschatten und Gruppenfahrten? Da sind „manche“ auch
    deutlich schneller, als wenn sie „alleine“ unterwegs sind. Oder wenn ordentlicher
    Rückenwind herrscht?

    Wo anfangen – wo aufhören?

    Daher: setzt Euch auf’s Rad, tretet in die Pedale und habt Spaß daran.

    Ist es schnell – schön – ist jemand schneller – ist die eigene Fahrt dann weniger schön?
    Oder hat man dann „nichts“ geleistet?

    Das ist es, was ich am Radfahren/-sport so liebe: ich brauche nur mich und mein Fahrrad…
    und eine Straße. 😉

  4. Ein Zielsprint bei der Tour de France ist Team-Arbeit. Das entspricht dem Reglement. Ein E-Rennradler ist da nicht dabei. Im hiesigen Gelände machen sich Gruppenausfahrten ziemlich bemerkbar. Im Alleingang ist es folglich hier und da schwierig. Zum Training bieten sich indes solche Abschnitte an, um die eigene Leistung zu testen und sich Schritt für Schritt ranzuarbeiten. Das dauert seine Zeit, ist aber zugleich okay, um Ziele anzugehen. Eine pulverisierte Zeit mittels E-Bike macht das Zunichte. Das schränkt die Möglichkeiten ein, wenn das zur neuen Normalität wird. Ich möchte mich frei bewegen können und frei wählen können, wie ich was fahre.

  5. Jetzt habe ich es verstanden. Vielen Dank. Es geht also vorrangig um den QOM inne zu haben.

    Da stimme ich Dir natürlich zu. Diesen Platz – gerade bergauf – gegen ein E-Biker(in) zu
    „behaupten“, ist „fast“ nicht machbar. Aber immerhin weiss man ja selbst, dass man – auch
    wenn „nur“ der zweite, dritte oder welcher Platz auch immer heraus springt – diesen mit
    eigener Muskelkraft geschafft hat. 👍

    Und bzgl. der E-Biker(innen) – schon schade, dass sie die „Ranglisten“ durcheinander wirbeln.

    Da sollte Strava deutlich besser im Griff haben, wenn es die E-Biker(innen) schon nicht haben. 😉

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