Im März ist Osenberg von seinem Schweizer Hochpasstraining auf einer Insel gelandet und hat dort das Revier erkundet. Handschuhe brauchte er dazu nicht, aber starke Nerven, um einen Autobahntunnel zu durchfahren, hinter dem sich ein Höhenmeterparadies verbirgt. Dieser Autobahntunnel war so faszinierend, dass Osenberg vom Rad steigen musste, um das dortige Treiben genau festzuhalten, bevor er selbst dieses Nadelöhr passierte.
Hinter dem Nadelöhr liegt 6 Kilometer weiter im Inselinneren das Pilgerdrehkreuz Mogan. Hier trennen sich die Pilgerrouten: entweder moderat kurvig über den Tauropass nach Ayacata rauf oder doch den längeren Weg über das Tal der Tränen. Beides lockte auch Osenberg an diesen Ort der Entscheidung, die er nicht zu treffen brauchte. Seine Fahrergruppe kannte das Schicksal längst. Deswegen waren sie dort. Deswegen wollte auch Osenberg vorm Tunnel im Tal der Tränen auf der Strecke rechts steil hoch und dem Unvermeidlichen ins Auge sehen.
Das war in diesem Jahr ein besonderes Erlebnis, weil es üppig grünte und blühte am Weg wie selten. Am oberen Grad nach dem legendären Korkenzieher den Blick schweifen lassen, bevor es an die Schlüsselstelle im Ort Carrizal mit 20 Prozent Steigung geht. Geduld und Körner sind die Leitwährung bis auf 1500 Meter Höhe, die Osenberg und seine Weggefährten dabei haben. Keine Scharmützel. Nur ruhiges Treten führt da hinauf. „Tauropass und Ayacata sind auch noch dran“, ist Osenberg sicher. Im Hintergrund mähen Schafe und Ziegen.