Start Competition Der Weg zum perfekten Ötztaler

Der Weg zum perfekten Ötztaler

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Bildquelle: Osenberg

Jupp Heynckes saß am Wochenende nicht auf der Trainerbank der Bayern. Jupp hat Grippe. Ich hatte vor Kurzem auch Grippe. Mit Fieber, Husten, Kopfschmerzen und vielen weiteren unangenehmen Begleiterscheinungen. 10 Tage Sportpause. Oh Mann, wie ich das hasse!

In Folge des im fahrstil Klubhaus aufgenommenen Fernsehinterviews zum Ötztaler Film, zeigten sich die Veranstalter generös und gewähren mir einen Startplatz. Selten, dass ich beim Ötztaler zu den Ersten gehörte. Alle anderen nämlich müssen sich noch über ein nerviges Losverfahren um einen Startplatz bemühen. Doch nach meiner krankheitsbedingten Sportpause wird es nun höchste Zeit, das Training für den Ötztaler wieder aufzunehmen. Es sind schließlich keine sieben Monate mehr bis zum Start.

Geblieben von der blöden Grippe ist mir allerdings noch ein lästiger Husten. Ob es da eine gute Idee ist, mit Osenberg und dem Dachs für ein Trainingswochenende an den Lago Maggiore zu reisen? Osenberg und der Dachs mal wieder in Topform. „Frühform“, nennt es Osenberg.

Auf dem Programm steht die 166 km lange Seeumrundung. Und für den zweiten Tag eine alpine Bergstrecke im Centovalli. Ihr ahnt bereits, dass ich für meine Resterkältung die idealen Voraussetzungen schaffen möchte, damit sie mich mit aller Gewalt wieder flach legen kann. Aber was soll´s? Im Tessin ist herrlichster Sonnenschein. Krank zuhause ins Bett kann ich mich noch die ganze nächste Woche legen. Es ist ohnehin Schneeregen angesagt.

„Vitaminkur“, lautet Osenbergs Rezept. Und tatsächlich. Osenberg hat mal wieder wie immer recht.

Der Wind steht günstig als wir gleich zu Beginn hinter Ascona die Uferstraße der Sonne entgegen ballern. Ich darf mich ein bisschen im Windschatten verstecken, spüre aber, wie meine Beine nicht die gewohnte Leistung bringen. Osenberg führt sich auf wie mein Totengräber und zieht an jeder Ministeigung das Tempo an. Beim Führungswechsel steigert dann der Dach die Geschwindigkeit noch einmal. Es entsteht die befürchtete Todesspirale. Meine Viren frohlocken. Die Lymphknoten im Hals schwellen an. Tag 2 werde ich wohl im Bett verbringen müssen. Blöd nur, dass wir das Hotelzimmer bis 10 Uhr geräumt haben müssen.

Aber beim kurzen Kaffeestopp nach 120 km in Laveno brennt die Februarsonne dermaßen stark auf die schwarze Winterhose, dass es richtig heiß wird. „Vitamin D“, doziert Osenberg. Ich schweige und genieße. Mit Halstuch vor dem Mund.

Abends im Hotel stelle ich mich stundenlang unter heißes Wasser. Allein für die tolle Schweizer Wasserqualität hat sich die Anreise ins Tessin bereits gelohnt. Ich schlafe gut. Wenn man mal davon absieht, dass in Locarno bis 5 Uhr am Morgen mit Guggemusik direkt unter meinem Fenster Straßenkarneval gefeiert wird. „In Guantanamo nennen sie das Folter“, kommentiert der Dachs beim Frühstück das Konzert der Jecken.

Im Centovalli kann ich es immer noch nicht fassen, dass sich mein Gesundheitszustand über Nacht nach der Strapaze vom gestrigen Rennen um den Lago Maggiore nicht verschlechtert hat. (Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug gestern beinahe Fiebertemperatur.) Doch Osenbergs brutale Antritte kann ich jetzt trotzdem nicht mitgehen. Mir geht die Luft aus. Der Dachs bleibt aber bei mir und erläutert mir über mehrere Kilometer, wieso man an Freunde keine Fotos per whatsapp senden darf. Ich kapiere es nicht. Freunde? Die hat der Dachs wohl nur bei facebook?

Osenberg und der Dachs sind nicht meine Freunde. Es sind Trainingspartner. Sie haben es nicht geschafft, mir meine Gesundheit zu ruinieren. Es geht mir gut. Ich bin auf dem richtigen Weg zum Ötztaler.

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